Wellbeing am Arbeitsplatz

90.000 Stunden: Wie das Wohlbefinden zum stärksten Wettbewerbsvorteil des Mittelstands wird

Zuletzt aktualisiert am 20. Okt. 2025

Lesezeit: 4 Minuten
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Wir verbringen ein Drittel unseres Lebens bei der Arbeit. Eine Zahl, die oft nur als Statistik betrachtet wird, doch in ihrer vollen Tragweite ist sie ein strategisches Statement: 90.000 Stunden – die durchschnittliche Zeit, die ein Mensch im Laufe seiner Karriere am Arbeitsplatz verbringt [1]. Diese Gigantomanie macht die Frage nach der Qualität dieser Zeit zu einer existenziellen Aufgabe für jedes Unternehmen. Das Wohlbefinden der Mitarbeiter ist vor diesem Hintergrund kein freundliches „Nice-to-have“ mehr, sondern das zentrale „Must-have“ für den Erfolg des deutschen Mittelstands.

Um dieses kolossale Engagement emotional greifbar zu machen, müssen wir die 90.000 Stunden ins Verhältnis setzen: Während wir über Stunden schlafen (was für unsere Gesundheit notwendig ist) und geschätzte 63.000 Stunden für Essen und Zubereitung aufwenden, wird der Vergleich zu dem, was uns am meisten am Herzen liegt, besonders deutlich: Die 90.000 Stunden im Job sind mehr als das 13-fache der geschätzten 6.500 Stunden, die wir im gesamten Leben aktiv mit unseren Kindern verbringen. Auch die aktiv mit Freunden verbrachte Zeit (18.720 Stunden) verblasst im Angesicht dieser Zahl. Die berufliche Tätigkeit füllt somit einen Raum im Leben, der in seiner Größe kaum zu übertreffen ist. Wer als Arbeitgeber diesen Lebensabschnitt mit Sinn, Gesundheit und Wertschätzung füllt, gewinnt nicht nur loyale Mitarbeiter, sondern sichert sich einen unschlagbaren Wettbewerbsvorteil.

Vom "Nice-to-have" zum knallharten ROI

In der Debatte um Mitarbeiter-Benefits wird Wohlbefinden oft als „weicher Faktor“ abgetan. Die Fakten sprechen eine andere Sprache: Sie machen Wellbeing zum Fundament knallharter Wirtschaftlichkeit. Der Return on Investment (ROI) in ganzheitliche Wohlbefinden-Programme ist beeindruckend. Die Harvard Business Review liefert eine klare Antwort: Für jeden Euro, den Unternehmen investieren, erhalten sie im Durchschnitt 2,71 zurück [2].

Dieser Wert manifestiert sich in zwei entscheidenden Bereichen, wie Daten aus der Wellhub ROI Studie 2024 zeigen: fast 98% der Personalverantwortlichen senken die Fluktuation und 99% steigern die Produktivität, wenn Wellbeing strategisch verankert wird. Für den Mittelstand, der oft mit dem Kampf um Talente in der Region konfrontiert ist, ist dies die neue Stärke. Es geht darum, nicht nur mit dem Gehalt, sondern mit einer authentischen Unternehmenskultur zu überzeugen.

Die Gefahr des langen Sitzens und die Nadel im Heuhaufen

Die Notwendigkeit eines ganzheitlichen Ansatzes wird durch die Realitäten des modernen Arbeitslebens verschärft. Langes, ununterbrochenes Sitzen ist eine betriebswirtschaftliche Gefahr. Der Satz, "Viel Sitzen ist das neue Rauchen", ist keine Übertreibung; er ist eine betriebswirtschaftliche Realität. Wissenschaftlich belegt: Langes Sitzen führt nicht nur bereits nach einer Stunde zur schlechteren Durchblutung in den Beinen (um bis zu 50%) [3], es erhöht auch das Risiko für Typ-2-Diabetes um über 90% [4].

Doch die direkten Folgen für Unternehmen sind weitreichender: Langes Sitzen ist eine der Hauptursachen für Rückenschmerzen und muskuläre Beschwerden. Diese sind wiederum die häufigste Ursache für Arbeitsunfähigkeit (AU) in Deutschland und machen circa 27% aller Fehltage aus [5]. Zudem trifft es die kognitive Leistung: Es beeinflusst die mentale Gesundheit, steigert das Risiko für Depressionen und senkt die Konzentrationsfähigkeit [6]. Kurz gesagt: Wer dauerhaft sitzt, riskiert nicht nur einen höheren Krankenstand, sondern gefährdet die kognitive Energie und Leistungsfähigkeit der wichtigsten Köpfe. Die Bereitstellung eines Benefits für das Wohlbefinden ist heute ein strategisches Muss.

Die Herausforderung für Führungskräfte besteht darin, die "Nadel im Heuhaufen" zu finden: einen Benefit, der die vielfältigen, individuellen Bedürfnisse der Mitarbeiter abdeckt. Wellhub bietet die Lösung, die in der Vielfalt und Wahlfreiheit liegt – weg von generischen Programmen hin zu flexiblen Lösungen, die die vier wesentlichen Säulen des Wohlbefindens adressieren: Bewegung/körperlicher Ausgleich, Schlaf, Ernährung und mentale/finanzielle Stabilität. Über 70% der Nutzer von ganzheitlichen Wellbeing-Angeboten waren vorher in keinem Fitnessstudio angemeldet. Dies belegt, dass die Programme genau die Menschen erreichen, die diesen Ausgleich am dringendsten benötigen.

Authentizität als Fahrplan

Ein Tool allein reicht jedoch nicht aus. Die Transformation zu einer Wellbeing-Kultur erfordert eine fundamentale Änderung in der Führungshaltung. Hier sind die drei wichtigsten Sofort-Tipps, die keinen Cent kosten:

  1. Zuhören, statt anzunehmen: Nutzen Sie anonyme Umfragen, um die echten Bedürfnisse der Belegschaft zu verstehen.
  2. Vielfalt und Wahlfreiheit bieten: Die Lösung muss alle erreichen – den Frühaufsteher, den Home-Office-Mitarbeiter und den Schichtarbeiter.
  3. Mit gutem Beispiel vorangehen: Nehmen Sie sich die Zeit für Ihren eigenen Ausgleich und signalisieren Sie damit, dass Wohlbefinden im Unternehmen Priorität hat.

Sorgen Sie dafür, dass diese 90.000 Stunden – IHRE 90.000 Stunden und die Ihrer Mitarbeiter:innen – zu Ihrem größten Erfolgsfaktor werden – oder zu Ihrem größten Risiko?

Quellenangaben

[1] Gettysburg College: One third of your life is spent at work. (Studien des Gettysburg College und ähnliche Analysen.) [2] Harvard Business Review: Angabe über den durchschnittlichen ROI von 2,71 für jeden investierten 1 in Wellbeing-Programme. [3] Studien und Reviews zur Gefäßfunktion: Nachweis, dass langes Sitzen die Durchblutung in den Beinen um bis zu 50% reduziert. [4] Metaanalyse von 5 Studien: Aussage zum erhöhten Risiko für Typ-2-Diabetes um 91% bei langanhaltendem Sitzen ("High Sedentary Time"). [5] GDA, Gesundheitsreports: Angabe, dass Rückenschmerzen die häufigste Ursache für Arbeitsunfähigkeit in Deutschland sind (ca. 27% Anteil an allen Fehltagen). [6] Studien zur Arbeitsmedizin und Forschung zu sedentärem Verhalten am Arbeitsplatz (z. B. RKI, BAuA): Bestätigt den Zusammenhang zwischen langen Sitzzeiten, geringerer kognitiver Leistungsfähigkeit und erhöhtem Depressionsrisiko.


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Wellhub Editorial Team

Das Redaktionsteam von Wellhub unterstützt Personalverantwortliche bei der Förderung des Wohlbefindens ihrer Mitarbeitenden. Unsere Studien, Trendanalysen und hilfreichen Anleitungen liefern ihnen die nötigen Werkzeuge, um das Wohlbefinden ihrer Belegschaft in der heutigen, sich schnell verändernden Berufswelt zu verbessern.


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