Return on Prevention
Zuletzt aktualisiert am 10. Juni 2025

Zwischen Bauchgefühl und Business Case
Mental-Health-Angebote im Unternehmen? Klingt sympathisch. Aber bringt das auch was?
Diese Frage hören HR-Teams und Wellbeing-Verantwortliche oft – vor allem dann, wenn es um Budgets, Ressourcen und Management Buy-in geht. Die Antwort ist deutlich: Ja, es lohnt sich – messbar.
Denn psychische Gesundheit ist nicht nur eine menschliche, sondern auch eine ökonomische Frage. Doch: Was man nicht misst, wird oft nicht ernst genommen.
Deshalb braucht mentale Gesundheit im Unternehmen genauso klare KPIs wie jede andere strategische Initiative.
- Die versteckten Kosten psychischer Belastung
Fehlzeiten durch mentale Erkrankungen sind teuer – nicht nur für Betroffene, sondern auch für Unternehmen:
- Laut der WHO kosten psychische Erkrankungen die Weltwirtschaft jährlich rund 1 Billion US-Dollar.
- Allein in Deutschland entfallen 17 – 22 % der krankheitsbedingten Ausfälle auf psychische Belastungen – mit steigender Tendenz.⁽¹⁾
- Studien zeigen: Ein einziger psychisch bedingter Fehltag kann Unternehmen zwischen 400 und 600 Euro kosten.⁽²⁾
- Je nach Branche und Hierarchieebene können sich die individuellen jährlichen Kosten pro Mitarbeitenden auf 15.000 – 50.000 € belaufen.
Und das sind nur die direkten Kosten. Hinzu kommen:
- Fluktuation und Recruitingkosten
- Produktivitätsverluste durch „Präsentismus“ (Mitarbeitende, die zwar anwesend, aber nicht leistungsfähig sind)
- Belastungen im Team durch Ausfälle
- Prävention rechnet sich – im mehrfachen Sinne
Viele Unternehmen zögern, in Mental-Health-Programme zu investieren – aus Angst, dass es sich nicht auszahlt. Dabei zeigen Studien das Gegenteil:
- Eine Deloitte-Analyse (2022) belegt: Jeder investierte Euro in mentale Gesundheit bringt durchschnittlich 5,30 bis 11,20 Euro zurück.⁽³⁾
- Der größte ROI entsteht dabei durch präventive Maßnahmen, nicht erst bei akuten Fällen.
Was das konkret heißt:
- Weniger Krankentage
- Höhere Motivation und Produktivität
- Weniger Kündigungen
- Höhere Attraktivität als Arbeitgeber
- So misst man den Erfolg von Mental-Health-Programmen
Um den ROI sichtbar zu machen, braucht es eine klare Zielsetzung und einfache, aber verlässliche Kennzahlen.
📊 Typische KPIs:
- Fehltage (vorher/nachher oder im Branchenvergleich)
- Inanspruchnahme von Angeboten (z. B. Coaching, Therapie, digitale Plattformen)
- Zufriedenheit und Wohlbefinden (Pulse Surveys, Wellbeing-Index)
- Fluktuationsrate und Time-to-fill bei offenen Stellen
- Net Promoter Score (eNPS) bei Mitarbeitenden
- Tools & Methoden, die unterstützen
Die Erfolgsmessung muss nicht kompliziert sein – viele Tools bieten bereits integrierte Auswertungen:
- Wellhub stellt z. B. anonymisierte Nutzungsdaten, Wellbeing-Trends und Benchmarks zur Verfügung.
- Pulse Surveys (monatlich oder quartalsweise) geben schnelles Feedback zur Stimmungslage
- HR-Analytics-Systeme können KPIs wie Fluktuation, Time-off oder Erschöpfungstendenzen auswerten
Tipp: Abstimmung mit dem Controlling. Gemeinsame KPIs schaffen Akzeptanz – und Vertrauen ins Thema.
- Erfolg sichtbar machen – gerade fürs Management
Zahlen sprechen eine klare Sprache. Um interne Entscheider:innen zu überzeugen, helfen:
- Szenarienrechnungen: Was kosten 5 zusätzliche Fehltage pro Jahr – und was bringt ein Rückgang von 15 %?
- Vergleichswerte aus der Branche
- Best Practices von Unternehmen, die durch gezielte Maßnahmen messbare Ergebnisse erzielen konnten
💬 Und: Auch qualitative Daten (z. B. Mitarbeitenden-Feedback oder Testimonials) machen Wirkung sichtbar.
Fazit: Menschlichkeit mit Rendite
Mentale Gesundheit ist kein Bauchgefühl – sie ist ein Business Case. Unternehmen, die präventiv investieren, profitieren mehrfach: wirtschaftlich, kulturell und menschlich. Und sie senden ein starkes Signal an ihre Mitarbeitenden: Ihr seid es uns wert.
Quellen:
(1) WHO: Mental health at work
(2) ifeel Erfahrungswerte und Schätzungen aus deutschen Unternehmen
(3) Deloitte UK – Mental health and employers: The case for investment (2022)
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