Warum mentale Gesundheit am Arbeitsplatz kein Luxus ist, sondern ein Muss
Zuletzt aktualisiert am 16. Mai 2025

“Today is not ‘Bring your problems to work day’ – today is just workday.”
— Dr. Cox in Scrubs
Ein Satz, wie er kaum flapsiger sein könnte. Und doch: Hinter dieser ikonischen Szene aus der Sitcom Scrubs steckt ein Stück Wahrheit. Arbeit ist kein Safe Space für Gefühle. Oder sollte sie es sein? Müssen wir die Sorgen des Privatlebens wirklich draußen lassen? Und vor allem: Gibt es überhaupt so etwas wie einen “just workday”?
Die Antwort: Nein. Denn die mentale Gesundheit macht nicht am Eingang der Firma halt. Und Unternehmen, die das erkennen, investieren nicht nur in das Wohlbefinden ihrer Mitarbeitenden – sondern auch in ihren eigenen wirtschaftlichen Erfolg.
Wenn der Kopf nicht mitspielt: Die wirtschaftliche Dimension
Mentale Gesundheit hat längst harte, messbare Auswirkungen auf Unternehmen. Laut der Weltgesundheitsorganisation (WHO) entstehen weltweit jedes Jahr 12 Milliarden Fehltage aufgrund psychischer Erkrankungen – mit einem wirtschaftlichen Schaden von 1 Billion US-Dollar jährlich.¹
Besonders betroffen: Branchen mit hohem Druck und wenig psychologischer Sicherheit. Studien zeigen, dass 17% bis 22% der Krankentage in direktem Zusammenhang mit mentaler Belastung stehen – Tendenz steigend.² Die Ausfallkosten liegen im Schnitt zwischen 15.000 und 50.000 Euro pro Mitarbeiter:in und Jahr.³
Diese Zahlen zeigen: Wer das Thema ignoriert, riskiert nicht nur mentale Belastungen, sondern auch ökonomischen Schaden.
Dazu sagt Jochen Olbrich, Deutschland-Chef der Plattform ifeel:
“Aus unserer Sicht ist das mentale Wohlbefinden eine der größten Herausforderungen, die wir gerade haben. Wir leben in unruhigen Zeiten – Corona, Lockdowns, geopolitische Krisen, der Druck durch soziale Medien. All das führt bei vielen Menschen zu einer dauerhaften mentalen Überlastung.”
Ein “just workday”, wie ihn Dr. Cox proklamiert, existiert also nicht. Das bestätigen nicht nur persönliche Erfahrungen, sondern auch die Wissenschaft. Laut einer Studie der Harvard Business Review wünschen sich 91 % der Mitarbeitenden, dass ihre Arbeitgeber mehr auf psychische Gesundheit achten – doch nur 27 % fühlen sich in diesem Bereich tatsächlich unterstützt.⁴
“Wir dürfen mentale Gesundheit nicht als netten Benefit betrachten, sondern als strategischen Erfolgsfaktor”, so Olbrich. “Wer hier nicht investiert, riskiert Leistungseinbrüche, hohe Fluktuation und eine Unternehmenskultur der Angst.”
Von der Kür zur Pflicht: Was Unternehmen konkret tun können
Viele Unternehmen erkennen das Problem – aber wie sieht die Lösung aus?
- Prävention statt Reaktion
Nicht erst handeln, wenn es zu spät ist. Programme zur mentalen Gesundheit müssen präventiv greifen – idealerweise mit regelmäßigen “Mental Health Checks”, vergleichbar mit physischen Gesundheitsuntersuchungen.
- Stigmata abbauen
Psychische Gesundheit darf kein Tabu mehr sein. Führungskräfte müssen durch ihr eigenes Verhalten zeigen: Es ist okay, Hilfe anzunehmen. Es ist okay, nicht immer okay zu sein.
- Psychologische Sicherheit fördern
Ein Umfeld schaffen, in dem Mitarbeitende sich trauen, Probleme anzusprechen – ohne Angst vor Konsequenzen. Das ist kein “Wohlfühlprogramm”, sondern ein Produktivitäts-Booster.
- Professionelle Unterstützung bieten
Plattformen wie ifeel bieten Unternehmen niederschwellige Zugänge zu psychologischer Beratung – digital, anonym und schnell.
- Erfolge messbar machen
Mental Health Initiativen sollten wie ein Produkt-Launch gedacht werden: mit Zielen, KPIs und klarer Kommunikation. Nur so lässt sich der Return on Investment (ROI) nachweisen.
Fazit: Mentale Gesundheit ist ein Business Case
In Zeiten von Fachkräftemangel, unsicheren Märkten und kulturellem Wandel ist mentale Gesundheit mehr als nur ein nettes Extra. Sie ist Grundlage für Resilienz, Innovation – und nachhaltigen Unternehmenserfolg.
Quellen:
¹ WHO: Mental health at work
² Deloitte Mental Health Report 2022 (UK)
³ Erfahrungswerte aus der Arbeit mit Ifeel
⁴ Harvard Business Review, “What Your Employees Are Hiding From You”
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